In Kundengesprächen stellt sich oft die Frage, wie mit einem BW 7.5 und kleiner zu verfahren ist. Wann sollte die Migration auf ein BW/4 durchgeführt werden oder sollte gar ein ganz neuer Weg einschlagen werden? Deshalb möchten wir einige Aspekte zusammentragen, die bei der Entscheidung unterstützen können.
Folgende Aspekte werden wir betrachten:
- Richtlinien für die Neu-Entwicklung im BW 7.5 on HANA
Wie sollen neue BW-Projekte umgesetzt werden: Lohnt sich schon jetzt die Verwendung der neuen Objekte (aDSO, Composite) oder sogar von AMDPs für die Entwicklung komplexer Transformationen? - Planung in Drittanbieter-Tools
Tools von Drittanbietern haben den Schrecken verloren. Die ersten Tools sind heute schon erfolgreich im Einsatz. Wieso werden diese Tools nicht auch für die Planung genutzt, die im BW/4 zusätlich lizensiert werden muss? - Weiterhin SAP-BW oder doch ein ganz anderes Tool?
Der Aufwand für die Migration auf ein BW/4 ist sehr hoch. Wieso dann nicht auf ein anderes Tool wechseln? - Wieso wechseln auf BW/4 HANA?
Richtlinien für die Neu-Entwicklung im BW 7.5 on HANA
Sobald Ihr BW-Release auf BW 7.5 on HANA angekommen ist, stellt sich die Frage, welche neuen Techniken verwendet werden sollen. Auf diesem Stand bestehen die „alte“ und die „neue“ Welt mit Multicubes und Composite Providern gleichberechtigt nebeneinander. In beiden Welten kann entwickelt werden. Erst bei einer Migration auf BW/4 muss zwingend eine Migration aller alten Datenmodelle erfolgen.
Heute sind die Funktionalität ebenso wie die Stabilität der neuen Datenmodelle (Composite / aDSO etc.) so ausgereift, dass sich die Frage nicht mehr stellt, in welchem Modell entwickelt werden sollte. Alle neuen Projekte sollten nur noch in dem neuen Datenmodell entwickelt werden, da der Lernaufwand gering und der gleichzeitige Nutzen durch neue Funktionalität hoch ist. Bestehende Datenmodelle müssen allerdings nicht zwangsweise umgestellt werden, diese laufen auch weiterhin.
Anders ist die Frage zu beleuchten, ob denn in Transformationen nur noch AMDP-Prozesse verwendet werden dürfen. Dies ist bei einigen Kunden so gewünscht, aber nicht zwingend notwendig. Auch eine Transformation in ein aDSO mit ABAP-Routinen ist noch in einem BW/4 lauffähig. Vor dem Hintergrund der Performance wird die Transformation mit ABAP jedoch nicht auf die HANA gepusht und läuft daher langsamer. Bevor Eigenentwicklungen eingesetzt werden, könnten alternativ Formeln oder neuen Funktionalitäten (z.B. Nachlesen aus einem aDSO) das Problem lösen. Diese werden auf die HANA gepusht und sind leichter zu warten als ein verschlungenes Coding. Für die Entwicklung einer AMDP-Routine muss eine neue Entwicklungssprache gelernt werden. Diese bedarf bei komplexeren Anforderungen entsprechende Übung. Dann ist individuell zu betrachten, ob ein so hohes Datenvolumen zu erwarten ist und welche Skills im Entwicklungsteam sowie bei dem Support der Anwendung vorhanden sind.
Planung in Drittanbieter-Tools
Inzwischen ist auch auf einem BW 7.5 die SAP-Welt schon lange kein abgeschottetes Universum mehr. Viele Unternehmen haben Drittanbieter-Tools im Einsatz, wie beispielsweise Tableau oder Power BI für eine schicke Reporting-Oberfläche. Damit ist die Hemmschwelle gesunken, Fremdsysteme in die BW–Welt zu integrieren. Für die Verwendung der Planung sind im BW/4 zusätzliche Lizenzen nötig. Bei BW 7.5 waren lediglich zusätzliche Lizenzen nötig, wenn Performance-seitig die Planung auf die HANA gepusht werden sollte. Daher wird sich die BW–Planung gegen die Kosten eines Drittanbieter–Tools behaupten müssen. Bei der Einführung von externen Planungstools sind ein paar Stolpersteine zu beachten, die in einer Toolauswahl gerne vergessen werden und kurz vor Abschluss das Projekt gefährden und die Kosten treiben können.
Datenreplikation für die Ist- und Plan-Zahlen in und aus dem externen Planungstool
Im Gegensatz zu einem Reporting–Tool, das „nur“ lesend auf die BW–Daten zugreift, benötigt ein Planungstool eine eigene Datenhaltung für die Planzahlen. Meistens werden auch die Ist-Zahlen dort abgelegt. Damit ist eine Datenreplikation für die Ist-Zahlen aus dem BW und oft auch wieder zurück in das BW nötig. Daraus ergibt sich eine weitere Reporting-Oberfläche. Alternativ stehen die Planzahlen erst dann zur Verfügung, wenn die Planung abgeschlossen und wieder repliziert ist. Nicht zu vergessen ist, dass Erweiterungen am Datenmodell zudem immer durch ein weiteres System geschliffen werden müssen.
Verständnis für das Datenmodell
Neben dem reinen physischen Replizieren der Daten muss das Datenmodell auch inhaltlich und strukturell an das neue Tool angepasst werden. Jedes Tool hat leicht abweichende Methoden und Daten abzulegen. Dies ist selten ein wirkliches Problem, es kann aber leicht zu Missverständnissen kommen, die die Entwicklung verzögern.
Berechtigung und Userabgleich
Auch die Benutzerpflege muss in einem zusätzlichen Tool hinterlegt werden. Häufig ist der Aufwand nicht die eigentliche Useranlage, sondern die Aktualisierung der Verantwortlichkeiten.
BW oder ein ganz neues Tool
Über den Aufwand für die Migration gibt es viele Gerüchte und Ängste. Viele befürchten einen sehr hohen Aufwand, der einer Neueinführung ähnlich ist. Dies ist ein Anlass, die Verwendung des SAP-BW zu hinterfragen und andere Tools zu evaluieren.
Wie hoch ist der Migrationsaufwand auf BW/4 wirklich?
Wie immer hängt der Aufwand von der eigenen Situation ab. Hat man schon länger auf ein BW 7.5 on HANA migriert und Projekte schon mit den neuen Tools realisiert, fällt hierfür kein Migrationsaufwand mehr an.
Inzwischen sind die Migrationstools so ausgereift, dass viele Modelle automatisch migriert werden können. Weist ein System viele historische Altlasten auf, ist der Erfahrungsschatz nicht zu unterschätzen, der in die Datenmodelle eingebaut ist. Andererseits kann dies auch eine Gelegenheit sein, „aufzuräumen“ und das System durch neue Techniken schlanker zu realisieren.
Governance durch BW bei anderen Systemen nicht so vorhanden
In einem anderen Tool ist sicher die eine oder andere Lösung schnell gebaut. Jedoch sollte berücksichtigt werden, dass in einem BW die Tools zur Entwicklung sowie Transporte, Datenbeladung und Steuerung eingespielt und komfortabel sind. Dies ist nicht in allen Systemen so schlank möglich.
Auch hat man für die BW–Systeme Namenskonventionen und Berechtigungen etabliert, um unterschiedliche Bereiche voneinander abzugrenzen. Dieses umfassende Wissen muss in neuen Systemen neu eingerichtet werden.
Welche Gründe gibt es für einen Wechsel auf BW/4
Vor einem Upgrade sollte daher vor unterschiedlichen Gesichtspunkten eine klare Entscheidung pro Upgrade getroffen werden. Wie sieht dies beim BW/4 aus? Da das BW 7.5 schon ein recht ausgereiftes Produkt ist, gibt es kaum allgemeine und wichtige neue Funktionen. Im Detail existieren so einige Verbesserungen. Wer mit großen Datenmengen arbeitet und zuweilen sein Datenmodell remodelliert, der wird einige Aspekte nützlich finden, wie das Data Tiering, um ältere Daten aus dem Hauptspeicher auszulagern.
Bei der Planung kann man nun auch Stammdaten planen und in einem Planungslayout neue Stammdaten erfassen. Dies ermöglicht einige neue Planungsszenarien. Zwingend erforderlich ist allerdings der Kauf zusätzlicher Lizenzen, wenn man die Planung verwenden möchte.
Fazit
Dass die Migration auf ein BW/4 ein großer Sprung ist, der viele Fragen aufwirft, ist unbestritten. Ob die neuen Funktionen ein schnelleres Upgrade erfordern, muss abgewogen werden. Spätestens bis 2030, dem Ende des extendend Maintenance von BW 7.5, sollte diese Entscheidung getroffen werden. Insbesondere vor dem Hintergrund der SAP Data Warehouse Cloud am Horizont und der allgemeinen Cloud–Strategie von SAP…
Zu einigen dieser Fragestellungen rund um diesen Themenkomplex hat der Blog hoffentlich ein paar Anregungen gegeben.
Sollten Sie weitere Fragen haben oder Hilfe benötigen, können Sie sich natürlich gerne an uns wenden.
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